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- Abbildung 1: Lage verschiedener Arten des Maldeszensus testis
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- Retentio testis abdominalis
- Retentio inguinis
- Retentio präscrotalis
- Ectopia testis cruralis
- Normal
Maldeszensus Testis
Zu bedenken ist, dass der Retentio testis eine Endokrinopathie zugrunde liegt und nicht eine Fehlbildung
Literatur:Hadziselimovic, F.: "Hodendystopie" in Thüroff: "Kinderurologie", Thieme Stuttgart, 1997.
Die Inzidenz beträgt 3-5% bei Reifgeborenen, davon in 50% in Verbindung mit einem offenen Prozessus vaginalis. 60-75% der nichtdeszendierten Hoden sind unilateral und dabei rechts häufiger als links. Bei Frühgeborenen liegt in 30% ein Maldeszensus vor.
Spontandeszensus bei nicht deszendierten, nicht palpablen Hoden ist jenseits des 6. Lebensmonats selten. Wenzler u.a. fanden nach einem Jahr nur in 7% einen Spontandeszensus
Literatur:Wenzler, D.L. et al: "What is the rate of spontaneous testicular descent in infants with crypotorchidism?", J. Urol. 171, 849-851, 2004.
- Begriffsbestimmung der verschiedenen Formen des Maldeszensus testis:
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- Maldeszensus testis = nicht intraskrotal gelegener Hoden
- Retentio testis = Arrest des Hodens auf dem physiologischen Deszensus
- Hodendystopie (nicht deszendierter Hoden)
Beim nicht deszendierten Hoden ist zu unterscheiden in:
- Kongenital, primär nicht deszendiert (Abbildung 1,2):
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- Bauchhoden = abdominell zwischen unterem Nierenpol und innerem Leistenring gelegener Hoden (8) (Kryptorchismus) (Abbildung 1 und 2)
- Leistenhoden = inguinale Retention = im Bereich des Leistenkanals gelegener Hoden (69)
- präskrotale Retention = am äußeren Leistenring gelegener Hoden (25)
- Gleithoden (retractile testis, retentio präscrotalis) = in Höhe des äußeren Leistenringes liegender Hoden, der manuell in das Skrotalfach verlagerbar ist, jedoch durch den Zug des kurzen Funiculus spermaticus entweder sofort oder innerhalb von ein bis zwei Minuten in seine Ausgangslage zurückkehrt
- Pendelhoden = bei ausreichend langem Funiculus spermaticus bewegt sich der Hoden aufgrund eines abnormen M. cremaster-Reflexes oder eines offenen Prozessus vaginalis frei zwischen Skrotalfach und Leiste
- Hodenektopie = Lage außerhalb der Route des physiologischen Deszensusweges
(inguinal-superficial, crural, perineal, penodorsal, gegenseitiges Skrotalfach) (Abbildung 1)
- Anorchie = angeborenes Fehlen von Hodengewebe (2% der kryptorchen Knaben)
- Erworben (Acquired):
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- Sekundäre Hodendystopie (aszendierender Hoden):
Im Gegensatz zur kongenitalen Dystopie liegt hier primär in den ersten Lebensjahren ein normaler Deszensus vor, später wird eine Dystopie festgestellt
Literatur:Rusnak, S. L., et al: "The ascending testis and the testis undescended since birth share the same histopathology", J Urol 168, 2590-2591, 2002.
Dabei handelt es sich um aus der normalen Position aszendierende Hoden. Hervorgerufen durch verschiedene Ursachen: Zug obliterierter Stränge des Prozessus vaginalis peritonei. Auch bei anfänglicher Fehldiagnose Pendelhoden statt Gleithoden.
- Sekundäre, erworbene Hodendystopie: Nach Leistenhernien oder Hydrozelenoperation gelangt der primär deszendierte Hoden in eine dystope Lage und wird oberhalb des Skrotums festgehalten
Literatur:Hadziselimovic, F.: "Hodendystopie" in Thüroff: "Kinderurologie", Thieme Stuttgart, 1997
Hack, W.W., Meijer, R.W., van der Voort-Doedens, L.M., Bos, S.D., De Kok, M.E.: "Previous testicular position in boys referred for an undescended testis: further explanation of the late orchidopexy enigma?", BJU Int,92:293-296, 2003.
Eine derartige erworbene Hodendystopie z.B. nach Hydrozelektomie kann auch zu Außeinandersetzungen in der Arzthaftpflicht führen (
Gutachtenbeispiel).
Das Verständnis der verschiedenen Formen des Maldeszensus erfordert die
Darstellung der Embryogenese (Entstehung und Entwicklung).