Diagnostik

Bei Vorliegen einer dysurischen Symptomatik im Kindesalter lässt sich mit der nicht invasiven Basisdiagnostik in 99% der Fälle die Differentialdiagnose bereits weitestgehend eingrenzen.
Der diagnostische Ablauf richtet sich u.a. nach der Invasivität. Die Basis- diagnostik ist nicht invasiv. Auch die Sonographie ist als nicht invasive Diagnostik sogar in der praenatalen Abklärung geeignet. Die Sonographie gibt allerdings immer nur ein statisches Bild, keine Funktionsaussage.

• Dysurische SymptomatikDysurische Symptomatik Harnspeicherstörung
    Pollakisurie
    Imperativer Harndrang
    Nykturie
  Inkontinenz
  Entleerungsstörung
    Abgeschwächter Strahl
    Unterbrochene Miktion
    Miktionsverlängerung
    Harnverhalt
• Basisdiagnostik:
• • AnamneseAnamnese Miktionsgewohnheiten
    Situation des Einnässens
    Häufigkeit des Einnässens
    Drangsymptome
    Harnwegsinfekte
    Trinkgewohnheiten
    Stuhlgangsspezifika
    Medikamente
    bekannte Erkrankungen
    Operationen
    Verhalten im sozialen Bereich
    ...schulischen Bereich
    ...familiären Bereich
    
  • MiktionstagebuchMiktionstagebuch Dieses sollte i.d.R. kindgerecht gestaltet sein und Rückschlüsse zu folgenden Problemkreisen erlauben:
      Miktionshäufigkeit
      Einnässfrequenz
      Miktionsvolumina
      Harndranggefühl
      Trinkverhalten
      Trinkmenge
      Stuhlverhalten
    Das Buch sollte mindestens 2, besser über 5-7 Tage geführt werden
  • Körperliche UntersuchungKörperliche Untersuchung Hier müssen vor allem Hinweise auf das Vorliegen urologischer und neurologischer Erkrankungen und angeborener Mißbildungen gefunden werden.
      Exakte Genitalinspektion
      Rückeninspektion (MMC?)
      Asymmetrie von Hautfalten
      Glutealatrophie
      Deformation untere Extremität
      Sensibilität im Genitalbereich
      Sensibilität im Reithosenbereich
      Reflexe untere Extremität
      Analsphinctertonus
      Analreflex
    
  • UrinstatusUrinstatusDer Urinstatus dient zum Ausschluß eines floriden Infektes. Pathologica können Hinweise auf andere Erkrankungen geben.
  • UrinkulturUrinkulturMuss nur bei auffälligem Urinstatus angelegt werden. So kann u.U. ein asymptomatischer Harnwegsinfekt als Ursache der Dysurie detektiert werden.
  • Uroflow
  • Sono-Restharn
  • Sono-BlasenwandSono-BlasenwandDas Vermessen der Blasenwanddicke gibt Hinweise auf das Vorliegen einer subvesikalen Obstruktion.
    Normal sind Werte < 2 mm, wenn die Blase mit weniger als 50% der Kapazität gefüllt ist, < 1,5 mm bei Kapazität über 50%.
    Werte > 3 mm weisen hin auf eine subvesikale Obstruktion, differenzialdiagnostisch findet sich eine Wandverdickung auch bei akuten und chronischen Entzündungen.
  • Sono-Nieren
• Differentialdiagnose:
• Enuresis nocturna
• • Primär, d.h. seit Geburt ohne Unterbrechung bestehend
  • Sekundär, d.h. Wiederauftreten nach einer trockenen Periode
• InkontinenzInkontinenzEinnässen zu allen Zeiten
• Subvesikale ObstruktionSubvesikale ObstruktionDetrusorbedingte, mechanische oder funktionelle Blasenentleerungsstörung isoliert oder in Kombination.
  Differentialdiagnostisch ist die neurogene Dysfunktion auszuschließen.
• Neurogene DysfunktionNeurogene DysfunktionZusammenfassung verschiedener Störungen verursacht durch eine fehlerhafte Innervation der Blase:
    Detrusorhyperaktivität
    Detrusorinstabilität
    low-compliance bladder
    Sphincterinsuffizienz
    Detrusor-Sphincter-Dyssynergie
  
•        Erläuterung zur DetrusorhyperaktivitätDetrusorhyperaktivitätMit diesem Begriff werden 2 unterschiedliche Zustände erfasst, die häufig ein sehr ähnliches Bild in der Urodynamik bieten,
  - reaktiv als Folge einer i.d.R. länger dauernden subvesikalen Obstruktion
  - als direkte Folge einer Störung des neuronalen Reflexbogens oberhalb des sakralen Miktionszentrums (obere motorische Läsion) i.S. einer Hyperreflexie

Weiterführende Diagnostik bei Enuresis nocturna

• Aus der Anamnese Differenzierung ob
• Primär:
• • BlasenkapazitätBlasenkapazitätDie Blasenkapazität ist das Volumen der Harnblase. Das totale Volumen setzt sich zusammen aus dem funktionellen Volumen (Miktionsvolumen) und dem Restharnvolumen.
    Die Kapazität nimmt altersabhängig zu und wird berechnet nach der Formel:
    
    Kapazität [ml]=Alter [Jahren] x 30 + 30
    
    bspw. für ein 6-jähriges Kind ergibt sich:
    
    6 x 30 + 30 = 210 ml Kapazität
  • Spezifisches UringewichtSpezifisches UringewichtDas spezifische Gewicht des Urins ist das Gewicht von 1 l Urin. Das normale spezifische Gewicht liegt tags zwischen 1006 und 1012 g. Werte < 1006 weisen auf eine fehlende Konzentrationsleistung der Nieren hin, Werte > 1012 auf eine Dehydratation.
    Nachts ändern sich die Werte a.G. der fehlenden Flüssigkeitszufuhr. Werte > 1015 g sind normal.
    Liegt die mehrfache nächtliche Bestimmung < 1015 g, so kann bei Kindern von einem ADH-Mangel ausgegangen werden. Dieser kann medikamentös ausgeglichen werden, bspw. durch Minirin® (Desmopressin)
    ADH = Antidiuretisches Hormon
• Wenn ohne Befund: Sekundär
• • Kinderpsychatrisches KonsilKinderpsychatrisches Konsil Eine sekundäre enuresis nocturna ggf. auch et diurna wird häufig durch psychosoziale Störungen oder vermeintliche Störungen verursacht. Klassiche Beispiele sind:
      Partnerschaftskonflikte der Eltern
      Geburt von Geschwistern
      Veränderung der Lebensumstände durch:
        Umzug, Arbeitslosigkeit, Wiederaufnahme der Berufstätigkeit,
        Kindergartenbeginn u.a.m.
    

• Abbildung 3:
• Prinzipielles Diagnostikkonzept