Beim Mikropenis handelt es sich um einen abnorm kleinen, aber normal aufgebauten bzw. geformten Penis, dessen Länge unter dem Grenzwert von 2,5 Standardabweichung (-2,5 SD) von der Norm im Bezug auf das entsprechende Lebensalter liegt (Abbildung 6).
Für die mangelnde Größenentwicklung des Penis spielen hormonelle Störungen der Androgensynthese in der Fetalperiode und zwar das hCG bzw. LH eine Rolle.
Verschiedene hormonelle Defizite bzw. Störungen können für die Ausbildung eines Mikropenis von Bedeutung sein.
Als Mikropenis gilt eine Penisverkürzung um mehr als 2,5 der Standardabweichung von der Norm in Bezug auf das entsprechende Lebensalter.
Zur Bestimmung der Penislänge wird die präsymphisäre Fettschürze mit dem Lineal zurückgedrängt und am gestreckten Penis von der Symphyse bis zur Glansspitze gemessen (s. Abbildung 9,10).
Im Vergleich zu den Normalwerten bzw. dem Diagramm von Schonfeld ergibt sich die Diagnose des Mikropenis (Abbildung 7) Literatur:Schonfeld, W. A.: "Primary and Secondary Sexual Characteristics", Am. J. Child, 65, 535, 1943.
Sowohl die Behandlung mit Gonadotropin als auch Testosteron (systemisch oder topisch) ist möglich. Dabei ist aber festzuhalten, dass nur die Frühbehandlung zum Wachstum des Penis führt, wobei die Frühbehandlung mit Testosteron zur Pubarche führt bzw. Einfluss auf das Knochenwachstum nehmen kann und deshalb der Kontrolle bedarf bzw. nur kurzfristig angewandt werden sollte.
Der Therapieerfolg (Länge des Gliedes!) wird nach der gleichen Messmethode (Diagnostik) ermittelt.
In unserer Kasuistik wurde die Behandlung nur über 4 Monate durchgeführt. Dadurch war ein Anstoßen des Rückkopplungsmechanismus zwischen Hoden und Hypophyse erreicht.
Bei dem 11 Jahre alten Jungen war den Eltern aufgefallen, dass das Glied altersentsprechend zu klein war. Bei der Untersuchung fand sich ein Zustand nach Zirkumszission, die Länge des Gliedes betrug 2 bis 2,5 cm. Entsprechend der oben erwähnten Kurve errechnet sich die altersentsprechende Mindestgröße aus der Formel 6,4cm - 2,5SD = 3,7cm. Mit den gemessenen 2 cm lag somit ein Mikropenis vor.
Die FSH-Bestimmung ergab 1,4 mU/ml, LH betrug 0,6 mU/ml, Testosteron 0,2 ng/ml. Eine Wiedervorstellung nach einem ¾ Jahr ergab keine Veränderungen. Der GnRH-Test ergab einen deutlichen Anstieg von FSH und LH. Im hCG-Test eine Erhöhung von Testosteron (s. oben). Daraus war ablesbar, dass die Funktion der Hypophyse intakt war, offenbar aber die Rückkopplung vom Hoden zur Hypophyse nicht hinreichend funktionierte. Nach Rücksprache mit den Endokrinologen haben wir aufgrund der begründeten Annahme, dass die Hypophyse zwar in der Lage ist genügend Signale an den Hoden zu geben, andererseits aber die Rückkopplung vom Hoden zur Hypophyse nicht gelingt, eine Behandlung mit hCG (2500 IE Pregnesin (R)) eingeleitet und über 3 Monate durchgeführt. Damit wurde eine Stimulierung der Leydig-Zellen zur Testosteronproduktion erreicht und ein Ansprechen des Rückkopllungsmechanismus zwischen Hoden und Hypophyse (Abbildung 8) erreicht. Zu erreichen ist dadurch bei einem 10 bis 12 Jahre alten Jungen ein Testosteronspiegel von 3 bis 4 ng/ml. In unserem Fall anfänglich 0,2 ng/ml. Mit dieser Behandlung konnten wir eine Größenzunahme des Penis nach 4 Monaten auf 5 cm erzielen.
6 Jahre später betrug die Penislänge 13,5 cm und war damit altersentsprechend (s. Tabelle). Die Triggerung mit hCG hatte offenbar ausgereicht um den Rückkopplungsmechanismus der Hypophysen-Hoden-Achse ausreichend in Gang zu setzen und hatte damit zu einem normalen Peniswachstum geführt (Abbildung 10).