Kasuistiken

Beispiel 1

  • Abbildung 21:
  • Vesikoureteraler Reflux rechts (II. bis III. Grades)

Das 9 Jahre alte Mädchen wurde vom Hausarzt beim Urologen vorgestellt wegen rezidivierender Harnwegsinfekte. Die Mutter berichtete, dass das Kind sich schlecht fühle. Es habe immer wieder hohes Fieber, sei abgeschlagen und müsse sich erbrechen. Hausarzt und Mutter drängten auf eine intensive Abklärung nicht zuletzt auch da das Mädchen nun schon seit zwei Monaten vom Schulsport befreit ist. Der Grund dafür sei, dass sie bei körperlicher Belastung über Schmerzen im Unterbauch klage, mehr rechts als links. Hausärztlicherseits waren wegen brennen beim Wasserlassen und häufigem Harndrang Harnwegsinfekte diagnostiziert und entsprechend behandelt worden.
Diese Kasuistik zeigt schwerpunktartig die Klinik des Harnwegsinfektes im Kindesalter. Ausgehend von der Symptomatik bei dem 9 Jahre alten Mädchen mit rezidivierenden Fieberschüben bzw. Unterbauchschmerzen rechts folgt die Diagnostik des Harnwegsinfektes: Körperliche Untersuchung, Labor, Bildgebende Verfahren etc.
Im Weiteren ist anhand der Fallgeschichte auf pathogenetische Risikofaktoren beim Harnwegsinfekt wie Nierenfehlbildungen und beim VUR hinzuweisen. Bei Anwendung der oben beschriebenen Diagnostik fand sich ein Vesikoureteraler Reflux rechts, II. bis III. Grades.
Sonographie der Nieren: rechts Pyelektasie.
Die Nuklearmedizinische Untersuchung (Isotopennephrogramm) zeigte keine Funktionseinschränkung der Nieren beiderseits.
Nach antibiotischer Behandlung des Harnwegsinfekts erfolgte ein Miktionszysturethrogramm: Vesikoureteraler Reflux rechts (Abbildung 21).

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen hatten zur Diagnose rezidivierender Harnwegsinfekt bei vesikoureteralem Reflux rechts, Grad II bis III geführt.
Mit Rücksicht auf das Lebensalter des Mädchens und dem persistierenden Reflux war nach dem Versuch einer Unterspritzung die offen operative Korrektur mit einer Antirefluxplastik nach Lich-Gregoire indiziert (s. Abbildung 18b).
Anhand der Fallgeschichte ist auf pathogenetische Risikofaktoren beim Harnwegsinfekt wie Nierenfehlbildungen bzw. VUR hinzuweisen (s. Infektionen/HWI/Risikofaktoren).

Eine besondere Situation stellt sich beim Vesikoureteralen Reflux in Anteile einer Doppelniere dar, eventuell auch bei zusätzlich bestehender Ureterozele. Die dabei häufig vorliegenden, rezidivierenden, z.T. fiebrigen Harnwegsinfekte machen ein operatives Vorgehen, d.h. Entfernung des zumeist dysplastischen Nierenanteils und dazugehörigem Harnleiter erforderlich.

Das nachfolgende Beispiel beschreibt die Situation bei einem Jugendlichen mit partiellem refluxivem Megaureter in einen Doppelnierenanteil.

Beispiel 2

  • Abbildung 22:
  • Sonographie bei Doppelniere
 b 
  • Abbildung 23:
    1. Im Ausscheidungsurogramm Doppelniere links mit erweitertem Nierenbeckenkelchsystem des unteren Nierenanteils, partieller Megaureter links
    2. Miktionszysturethrogram: VUR Grad III-IV in den unteren Nierenanteil
  • Abbildung 24:
  • Nierenszintigrafie getrennt nach Seiten und nach oberem und unterem Doppelnierenanteil links

Bei dem Jugendlichen Patienten bestanden fieberhafte, rezidivierende Harnwegsinfekte. Die Diagnostik mit Sonographie, Isotopennephrographie, MCU bzw. AUR ergab einen refluxiven Megaureter zum unterem Anteil einer Doppelniere gehörig.
In der Sonographie fand sich ein weitgestellter, unterer Doppelnierenanteil links (Abbildung 22) und im AUR eine Doppelniere mit Ektasie des Nierenbeckenkelchsystems des unteren Nierenanteils sowie ein partieller Megaureter (Abbildung 23a).

Das Isotopennephrogramm zeigte eine deutliche Funktionseinschränkung des linken unteren Nierenanteils (Abbildung 24).

Im MCU kam ein VUR III.-IV. Grades in den unteren weit gestellten Nierenanteil und in das Nierenbeckenkelchsystem zur Darstellung (Abbildung 23b).

Endoskopisch fand sich ein fehlpositioniertes Golflochostium (s. Abbildung 4b). Mit Rücksicht auf die fieberhaften, rezidivierenden Effekte wurde der untere Nierenanteil mit dem Harnleiter entfernt.