Ungestielte Schleimhaut aus Mundhöhle oder Harnblase

  • Abbildung 8:
  • Harnröhrenbildung aus Epidermis bzw. Harnblasen- und Mundschleimhaut

Auch ungestielte Schleimhaut aus der Mundhöhle bzw. Harnblase kann zum Harnröhrenersatz verwendet werden. Das entnommene Gewebe dient zur Rohrbildung oder als Onlay.

Langstreckiger Harnröhrenersatz bereitet bei der Korrektur der Hypospadie Schwierigkeiten. Auch bei Patienten mit Zustand nach erfolgloser Hypospaidekorrektur, die kein ausreichendes Präputialgewebe mehr zur Verfügung haben, stellt sich die Frage nach entsprechendem Gewebeersatz zum Harnröhrenaufbau. Epithelstreifen aus dem Skrotalbereich stehen zur Verfügung, weisen aber den Nachteil des Haarwachstums auf, Depilierung ist deshalb erforderlich. Verwendung von Harnblasenmucosa bzw. Mundschleimhautlappen als Ersatzgewebe sind dazu geeigneter.

Rohrbildung aus Mucosa

Bei der Verwendung von Harnblasenschleimhaut zur Korrektur von Hypospadie bzw. Harnröhrendefekten besteht jedoch der Nachteil, dass die Gewebegewinnung eines durch einen Unterbauchmittelschnittes mit Eröffnung der Harnblase bedarf.
Im Vergleich dazu ist die Entnahme von Mundschleimhaut aus dem Planum buccale weniger kompliziert.
Die Abbildung 7 zeigt die Entnahme der Mundschleimhaut in einer Länge, die dem zu ersetzenden Harnröhrenstück entspricht. Nach Entnahme erfolgt die Abpräparation des submucösen Fettgewebes des Transplantats, danach die Ausbildung eines Rohres. Dazu wird der Schleimhautstreifen um ein Silikonrohr gelegt und mit 6.0 oder 7.0 PDS genäht. Dieses Rohr kann dann auf die von Chordagewebe befreiten Corpora cavernosa gelegt und proximal anastomosiert werden. Abschließend erfolgt die Rekonstruktion der Glans nach Inzission, Einlegen des Rohres in das Glansbett und adaptierende Nähte der Glanspfeiler.

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  • Abbildung 9:
  • Gewinnung von Mundschleimhaut aus dem Planum buccale zur Harnröhrenbildung

Auch ein zweizeitiges Vorgehen ist möglich und zwar in der ersten Sitzung die Gewinnung der Mundschleimhaut, die Rohrbildung sowie die subkutane Implantierung des Harnröhrenersatzes und zwar durch Untertunnelung auf der ventralen Seite (Abbildung 8).

Nach Einheilung wird das proximale Ende des Mundschleimhautrohres an die Harnröhrenöffnung anastomosiert.
Als Beispiel nachfolgende Kasuistik. Hier wurde die Methode zum Fistelverschluss bei mehrfacher Voroperation verwendet. Mundschleimhaut kann auch als Onlay-Flap verwendet werden. Zum Beispiel zum Aufbau eines Harnröhrenstückes bei glanulärer bzw. distaler Hypospadie. Nach entsprechender Inzission und Mobilisation der Glansflügel wird der Mundschleimhautlappen als Onlay auf den belassenen Hautstreifen über einen eingelegten Katheter als Rohr genäht.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass mikrochirurgische Technik, besseres Nahtmaterial, die Verwendung von Schleimhauttransplantaten (Mund bzw. Harnblase) und der schonende Umgang mit dem Gewebe die Ergebnisse der Hypospadiekorrektur verbessert haben.