In Kombination mit der Hypospadie werden vereinzelt Harnröhrenaussackungen in der hinteren Harnröhre in Form einer Utriculuszyste beobachtet. Es handelt sich dabei um divertikelartige Aushöhlungen verschiedenen Ausmaßes. Sie finden sich in der Mittellinie der Harnröhre zwischen Blase und Rektum. Ihre Größe variiert erheblich von erbsgroßen symptomlosen bis hin zu großen abdominellen Zysten (Abbildung 6).
Die Diagnose wird bei rezidivierenden Harnwegsinfekten und Hypospadie mit Hilfe des MCU bzw. im Urethrogramm z.B. im Rahmen der Abklärung eines rezidivierenden Harnwegsinfektes mit Verdacht auf Harnröhrenstriktur gestellt, eventuell bei größerem Ausmaß endoskopisch (Abbildung 7).
Die Utriculuszysten können isoliert auftreten, jedoch oft mit Hypospadien, Maldeszensus testis oder renalen Dysplasien vergesellschaftet sein.
Utriculuszysten sind zumeist mit Urin aber auch Zell-Detritus und altem Blut gefüllt Literatur:Deming, C. L., Barneike, R. R.: "Müllerian Duct Cysts", J. Urol. 51, 563-568 (1944), in einem Fall wurden Steine beschrieben
Literatur:Spence, H. M., Chenoweth, V.C.: "Cysts of the Prostatic Utricle (Müllerian Duct Cysts). Report of Two Cases in Children", J. Urol. 79, 308-314, 1958. Histologisch finden sich dichtes Bindegewebe und glatte Muskulatur.
Die häufig kleineren Zysten können asymptomatisch und daher unentdeckt bleiben, falls nicht eine radiologische oder endoskopische Untersuchung zur Abklärung eines rezidivierenden Harnwegsinfektes bei Hypospadie oder Maldeszensus testis zur Diagnose führt.
Größere Zysten können durch Verdrängung von Harnröhre oder Darm zu Symptomen führen. Sie imitieren zum Teil abdominelle Prozesse Literatur:Landes, R. R., Ransom, C. L.: "Müllerian Duct Cysts", J. Urol. 61, 1089-1093, 1949
Moffat, D.B.: "Developmental Abnormalities of the Urogenital System" in Chisholm, G. D., William, D.I.: "Urology", Blackwell London, 1982
. Miktionsstörungen, persistierende Harnwegsinfekte oder Hämaturie sind die häufigsten Beschwerden. Ähnlich wie ein Divertikel der vorderen Harnröhre kann die Utriculuszyste zu rezidivierenden Harnwegsinfekten führen. Im Erwachsenenalter und bei großer Ausdehnung auch zu Fertilitätsstörungen (Abbildung 8).
Kleine, isolierte, asymptomatische Zysten bedürfen keiner Behandlung. Operative Verfahren sind die endoskopische Inzision oder, bei entsprechender Größe der Zyste, die offene Resektion über einen transabdominellen oder suprapubischen Zugang.