Hintergrund: Ätiologie der Utriculuszyste

Uriculuszysten sind Überbleibsel des Müllerschen Ganges. Beim männlichen Embryo regrediert er ab der 6.Woche parallel zur Entwicklung der Hoden. Diese ist Folge des sogenannten Müllerschhen Regressionfaktors, der in diesem Zeitraum in den Sertoli-Zellen gebildet wird Literatur:Hohenfellner, R. Hutschenreuter, G.: " Anomalien und spezielle Erkrankungen des unteren Harntraktes" in Hohenfellner, R. und Zingg, E. J.: "Urologie in Klinik und Praxis", Thieme Stuttgart, 1983. Gegen Ende der 11. Woche persistiert nur noch das proximale Ende als Appendix testis und das distale Ende als Teil des Utriculus seminalis. In der Region, in der die Enden des Müllerschen Ganges mit dem Sinus urogenitalis in Verbindung stehen, bildet sich ein solider Epithelstrang, die sogenannte Utriculusplatte. Im vierten Monat der Embryonalentwicklung wachsen an beiden Enden solide Epithelstränge des Sinus urogenitalis in den Utriculus ein und vereinigen sich dort. Im fünften Monat bildet sich auf der Utriculusplatte die sogenannte Utriculushöhle. Sie öffnet sich in den Colliculus seminalis an der dorsalen Oberfläche des Sirius urogenitalis. Zur Ausbildung von Utriculuszysten kommt es, wenn Störungen dieser Entwicklung auftreten. Im Einzelfall können diese Störungen entzündlicher oder neoplastischer Natur sein. Häufig sind Utriculuszysten mit anderen Anomalien vergesellschaftet, wie die Zusammenstellung zeigt (Tabelle HG1).

Tabelle HG1: Assoziation von Utriculuszysten mit anderen Missbildungen Literatur:Moffat, D.B.: "Developmental Abnormalities of the Urogenital System" in Chisholm, G. D., William, D.I.: "Urology", Blackwell London, 1982
Hypospadien 27%
Anomale Lage der Harnröhrenöffnung 89%
Kryptochismus 20%
Renale Dysplasien 10%

In Howards Serie von 14 Fällen fand sich ein breites Spektrum an Missbildungen, von geringgradigen Hypospadien mit mäßiger Ausbildung des Utriculus bis hin zur perinealen Hypospadie, Kryptorchismus und Ausbildung einer regelrechten Vagina und Uterus Literatur:Howard, F. S.: "Hypospadis with Enlargement of the Prostatic Utricle in Surg.", Gynec. &Obstetric 86, 307-316 (1948).