Einleitung

  • Abbildung 6:
  • Hautablederung an der Peniswurzel bei einem Tennisspieler (durch den Schläger)
  • Abbildung 7:
  • Penisfraktur mit Einriss der Tunica albuginea

Penisverletzungen treten als Folge von Straßenverkehrsunfällen, beim Sport, durch Tierbisse, bei kleineren Kindern durch Einklemmung des Penishaut in einen Reißverschluss auf. Selten sind Stich- bzw. Schussverletzungen zu beobachten Literatur:Brandes, S.B., Buckman, R.F., Chelsky, M.J. et al.: "External genitalia gunshot wounds: A ten-year experience with fifty-six cases", J Trauma 39, 1995: 266-271

Gomez, R.G., Castanheira, A.C., McAninch, J.W.: "Gunshot wounds to the male external genitalia", J Urol 1993, 150:1147-1149

Bradly, R. O., McAninch, J. W.: "Penile Rupture", Urologic Clinics of North America 16, 2, 1989
. Verletzungen des Penis können aber auch bei älteren Kindern bzw. Jugendlichen und ggf. Erwachsenen durch deviates Sexualverhalten verursacht werden (Penisringe, Penetration des Gliedes in Flaschenhälse, Staubsaugerverletzungen). Im Einzelnen sind zu nennen:
Penishautablederungen (Arbeits-, Sportunfälle bzw. Kriegseinwirkung) Als Beispiel eine Hautverletzung (Ablederung) an der Peniswurzel bei einem jugendlichen Tennisspieler (durch den Schläger) (Abbildung 6).
Eine Penisfraktur (besser Ruptur) kann beim Koitus bzw. Masturbation eintreten. Es finden sich dabei ein Hämatom und Ödem des Penis mit Ausbildung einer typischen Verkrümmung ("Saxophonartig") Literatur:Schindler, E., Zöckler, H.: "Die Penisfraktur", Urologe B, 82-84, 1982. Dabei kommt es bei erigiertem Glied zu Schwellkörperverletzungen mit Einriss der Tunica albugenia (Corpus cavernosum) bzw. der Penisfaszie (Abbildung 7).
Penisabtrennungen (auch partiell) durch äußere Gewalt (Verkehrs-, Arbeitsunfall), aber auch durch Selbstverstümmelung (suizidale Absicht?). Als Kasuistik dazu eine schwere derartige Verletzung des Penis.

Kasuistik

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  • Abbildung 8: Schwere Penisverletzung mit Corpus cavernosum und Urethradurchtrennung in suizidaler Absicht
    1. Verletzungsbild mit Katheterschienung der Harnröhre
    2. Zustand nach operativer Versorgung

Ein querschnittsgelähmter Jugendlicher fügte sich in suizidaler Absicht mit quer zum Penisschaft verlaufenden Messerschnitten schwere Verletzungen zu. Das rechte Corpus cavernosum und die Urethra waren an der Penis-Wurzel vollständig durchtrennt und stark blutend. Der intraoperative Situs zeigt die vollständig durchtrennte Urethra, die mit einem Tiemann-Einmalkatheter aufgefädelt und geschient wurde (Abbildung 8a). Nach erfolgreichem Verschluss des Corpus cavernosum, der Urethra und der Penishaut sowie der distalen Penishaut ist hier der die Harnröhre schienende Kathether sowie die suprapubische Harnableitung zu sehen (Abbildung 8b).

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  • Abbildung 9:
  • Autoerotische Penisverletzung (Staubsauger)
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  • Abbildung 10:
  • Sekundäre Wundheilung einer Penisverletzung unklarer Genese bei einem Jugendlichen. Nach Wundreinigung Deckung des Hautdefektes mit Spalthautlappen. Nebenbefundlich Condylomata accuminata.

Autoerotische Manipulationen verschiedenster Art können zu Penisverletzungen führen. Beispielsweise durch Einführen des Gliedes in den Absaugkanal eines Staubsaugers (Abbildung 9). Ausgedehnte Hautablederungen bzw. Verletzungen oder oberflächliche Hauttumoren mit sekundärem Heilungsverlauf machen HauttransplantateHauttransplantatePenisverletzungen mit sekundärem Heilungsverlauf bzw. oberflächliche Tumoren machen Hauttransplantate erforderlich.
Als Beispiel die sekundäre Wundheilung einer Penisverletzung unklarer Genese bei einem Jugendlichen. Der Patient suchte aus Scham keine ärztliche Hilfe. Nach Wundreinigung (Wundtoilette) war die Deckung des Hautdefektes mit Spalthautlappen erforderlich (Abb. 10).
erforderlich.

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  • Abbildung 11:
  • Granatsplitterverletzung des Penis. Das Urethrogramm zeigt den Splitter nahe der Harnröhre, sonographische Darstellung des Fremdkörpers (siehe Schlagschatten), operative Entfernung des Granatsplitters
 
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  • Abbildung 12: Metallring um Penis- und Skrotalwurzel mit ödematöser Stauung
    1. Aufbrechen des Metallrings
    2. Entfernter Ring mit Metallsäge
    3. Zustand nach Entlastung

Auffällig ist die offenbar in den letzten Jahren bei Jugendlichen zunehmend festzustellende Neigung zur Selbstverletzung. Sie fügen sich Schnitt- bzw. Stich- oder Brandverletzungen zu Literatur:Brunner, R. et al: "Prevalence and Psychological Correlates of Occasional and Repetitive Deliberate Self-harm in Adolescents", Arch Pediatr Adolesc Med, 161, 641-649, 2007

Moran, P. et al: "The natural history of self-harm from adolescence to young adulthood: a population-based cohort study", Lancet, 379, 236-43, 2012
.

Bissverletzungen des Penis (auch Skrotum) führen zumeist zu leichten d.h. nur die hautbetreffenden Verletzungen. Tiefe Bisswunden mit Harnröhrenbeteiligung bzw. partieller Penisamputation sind ernsthafter Natur. Diese Verletzungen erfordern entsprechende Diagnostik (Urethrogramm). Grundsätzlich ist festzuhalten, dass Bisswunden immer primär infiziert sind. Bei Verletzungen durch Hunde kommen als Erreger Pasteurella, Streptokokkus und Straphylakokkus in Frage Literatur:Franke, M., Lenk, S., Petras, T.: "Genitalverletzung durch Hundebiss", extracta urologica, 22, Heft 4, 15-16, 1999.
Auch die Ausbildung einer Paraphimose kann Folge einer Bissverletzung des Penis sein.
Beispielhaft führte ein Fischbiss in die Penisvorhaut bei einem jungen Erwachsenen ein Fischbiss zunächst zu einer Schwellung des Gliedes und anschließend zur Ausbildung einer erheblichen Paraphimose und Allgemeinreaktion: Fieber, inguinale Lymphknotenschwellung.Literatur:Silló-Seidl, G.: "Doppelte Paraphimose durch Epitheloidzellgranulom", Visum, 2, 46-48, 1968.

Bei Stich- und Schusswunden bzw. Granatsplitterverletzung des Penis ist die Abklärung einer evtl. Harnröhrenbeteiligung erforderlich. Als Beispiel eine Granatsplitterverletzung des Penis bei einem Jugendlichen (während der kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten). Sekundäre Wundversorgung mit Splitterentfernung (Abbildung 11).

Auch sogenannte Errektionsringe können zu bedrohlichen Situationen führen und Notfalltherapie erforderlich machen. Bei diesem 39jährigen hatte ein zur Erektionsverlängerung über Penis- und Skrotalwurzel angelegter Metallring zur Strangulation mit erheblicher ödematöser Stauung geführt, die dem Patienten eine Selbsthilfe nicht mehr ermöglichte. Die Erföffnung des Metallringes gelang mit einer Spezialsäge (Abbildung 12).

Diagnostik

Therapie

Grundsätzlich ist bei der Versorgung derartiger Verletzungen an eine Mitbeteiligung der Harnröhre, evtl. der Harnblase zu denken. Diagnostische Mängel können in der Folge zu Komplikationen wie Fistelbildung (urethrokutane) führen.

Die Bissverletzungen erfordern ein spezielles Regime: Wundversorgung mit Abtragung der Nekrosen, Abstrich für Mikrobiologie. Kleinere Wunden können nach Exzision primär verschlossen werden, anderenfalls Behandlung im Sinne der sekundären Wundversorgung. Antibiotische Therapie in jedem Falle! Rekonstruktive Verfahren sollten erst nach Beherrschung der Infektion erfolgen. Das gilt generell bei infizierten bzw. sekundär heilenden Wunden Literatur:Franke, M., Lenk, S., Petras, T.: "Genitalverletzung durch Hundebiss", extracta urologica, 22, Heft 4, 15-16, 1999.

Insektenstiche erfordern nötigenfalls über die lokale Behandlung hinaus (Glukokortikoid-Cremes, feuchte Umschläge bzw. Antihistaminica) entsprechende antiallergische Maßnahmen Literatur:Pryzbilla, B.: "Insektenstiche", DÄB, 109, 238-247,2012

Die Behandlung der Penisfraktur macht eine operative Freilegung und Naht der Tunica albuginea erforderlich. Allerdings wird neben der operativen Versorgung auch ein abwartendes (konservatives) Vorgehen diskutiert Literatur:Van der Horst, C., Martinez Portillo, F.J. et al.: "Male genital injury: diagnostics and treatment", BJU International 93, 2004:927-930.

Komplikationen nach Penisverletzungen

Infektionen, Hautnekrosen, sensorische Störungen, Erektionsverlust, Penisdeviation (Corpora cavernosa), Anastomosenenge (Gefäße, Harnröhre), Urinfisteln, Paraphimosen.