Akutes Nierenversagen (ANV) Definition

Definition

Plötzlich einsetzende Niereninsuffizienz mit verminderter Urinausscheidung und Anstieg der harnpflichtigen Substanzen im Blut. Im oligo-anurischen Stadium wird das ANV zumeist diagnostiziert. Gefahren in dieser Phase sind die Überwässerung, Azidose und eine Elektrolytimbalance.

Leitsymptome

Oedeme, Oligoanurie (< 200 ml/m2 Körperoberfläche pro 24 Stunden), Hypertonus. Mit der Entwicklung einer Urämie kommen Erbrechen, Übelkeit und Schläfrigkeit hinzu. Für das urämische Koma sind kennzeichnend: Bewusstlosigkeit, Hyperventilation (Azidose), Krampfneigung.

 PathophysiologiePathophysiologieUrsächlich sind verschiedene renale Erkrankungen (Infektionen - interstitielle Nephritis, immunologisch bzw. vaskulär). Hierbei kommt vor allem renal tubulären Schäden eine besondere Rolle zu (z.B. beiderseitige Refluxnephropathie (s. Fehlbildungen des Harnleiters und Kapitel Nierentransplantationen). Toxische Einwirkungen auf das Nierenparenchym durch Medikamente spielen eine Rolle, z.B. Aminoglykoside, bzw. Vergiftungen. Postoperatives Nierenversagen zum Beispiel nach Herzoperationen bei Kindern. Hier sind prärenale Ursachen von Bedeutung: Volumenmangel, Blutdruckabfall, Elektrolytverlust.

Notfalldiagnostik

Therapie

Erstmaßnahmen hierbei Kaliumsenkung mit Resonium-A , Glukoseinfusionen mit Insulin, Natriumbikarbonat-, NaCl-Infusionen, Flüssigkeitsbilanz Nach Überwindung des oligoanurischen Stadiums folgt eine polyurische Phase.  Erholung der NierenfunktionErholung der NierenfunktionDie Erholung der Nierenfunktion beginnt gewöhnlich in der Nierenrinde und im zweiten Schritt in den Tubuluszellen.
Die völlige Reparatur der Nierenfunktion nach einer akuten Insuffizienz erfordert Monate.
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Die Behandlung umfasst zunächst konservative Maßnahmen zur Beseitigung der harnpflichtigen Substanzen, Beherrschung der Hyperkaliämie und Azidose, sowie eine Flüssigkeitsbilanzierung.  Diuresesteigerung (Medikamentöse)DiuresesteigerungDer Versuch einer Diuresesteigerung mit Furosemid ist bei normalem Natriumspiegel und Normovolämie angezeigt. Über Versuche mit Adenosinphosphat und Magnesiumchlorid wird berichtet..

Eine extrakorporale Blutreinigung (Dialyse) ist erforderlich, wenn die konservativen Maßnahmen zur Beherrschung der Hyperkaliämie bzw. Überwässerung nicht greifen (Kreatininanstieg > 200 μmol/l =~ 2,2 mg/dL) . Dialyseverfahren müssen rechtzeitig nach Erkennen der nicht wirksamen konservativen Möglichkeiten einsetzen. Als Verfahren kommen in Frage Hämo- bzw. Peritonealdialyse.