Definition: Bei der Epispadie liegt eine dystope Mündung der Urethra am Dorsum Penis vor und zwar penil, glandulär bzw. der Klitoris. Die Epispadie kann kombiniert mit einer Harnblasenekstrophie vorkommen (Ekstrophie-Epispadie-Komplex) (Abbildung 1). Die Harnblasenekstrophie ist in 86% mit einer Epispadie kombiniert. Häufig besteht ein- oder beidseitiger Kryptorchismus (s. Harnblase/Ekstrophie).
Bei der Epispadie verläuft die Harnröhre dorsal von den Schwellkörpern und mündet an der Oberseite des Penis, das Glied ist verkürzt. Zumeist besteht Inkontinenz, insbesondere, wenn sie sich bis in die Nähe der hinteren Harnröhre bzw. des Blasenbodens erstreckt.
Das Ziel der Therapie ist durch die plastische Korrektur die fehlende Harnröhre zu ersetzen. Z. B. durch eine Plastik nach Ducket (s. Kapitel "Hypospadie") oder Verwendung von Mundschleimhaut. Die neu gebildete Harnröhre muss dann ventral platziert werden. Dazu sind die Schwellkörper zu mobilisieren damit die Harnröhre nach ventral verlagert werden kann. Insgesamt ist somit eine Corporo-, Urethra- und Glansplastik notwendig um diese Penisfehlbildung zu korrigieren.
Während einerseits die Vorteile der Frühoperation bei der Epispadie, bzw. dem Ekstrophie-Epispadie-Syndrom zum Tragen kommen, sind die Kliniken aber auch um Jugendliche bzw. jugendliche Erwachsene bemüht, die erst in diesem Alter zu einer rekonstruktiven Behandlung kommen. Oftmals handelt es sich um Patienten mit Migrationshintergrund oder aus Entwicklungsländern mit zum Teil mehreren Voroperationen.
In Folge der über Jahre bestehenden insuffizienten Urinableitung mit ihren problematischen Situationen, bedarf die Operationsversorgung entsprechender Vorbereitung und chirurgischer Erfahrung.
Die hier aufgezeigte Kasuistik gehört in dieses Klientel. Der 29-jährige kam mit diesem Epispadie-Befund zur Operation. Nach entsprechender Wundvorbereitung führte die rekonstruktive Operation zu einem befriedigendem kosmetischen und funktionellen Ergebnis (Abbildung 2).
Aufgrund der erheblichen narbigen Veränderungen nach Voroperation haben wir auf eine mediale Rotation der Schwellkörper im Sinne der "Complete Penile Disassembly"-Technik nach Mitchell verzichtet Literatur:Mitchell, M.E. et al: "Complete penile disassembly for epispadias repair: the Mitchell technique." J Urol, 155, 300-304, 1996
Hammouda, H. M.: "Results of complete penile disassembly for epispadias repair in 42 patterns", 170, 1963-1965, 2003
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