Vordere (subdiaphragmale) Harnröhrenverletzungen: entstehen durch Unfälle verschiedener Ursache (Verkehrs-, Arbeits-, Sportunfall), Pfählungs- oder Straddle-Verletzungen (Abbildung HG1). endoskopische Eingriffe bzw. Katheterismus, aber auch durch Masturbation und dabei in die Harnröhre eingeführte Gegenstände. Auch Schuss- und Granatsplitterverletzungen können auftreten (siehe Fallbeispiel) Bei der körperlichen Untersuchung ist die Prostata nicht verschieblich. Es kommt zu einem Penisskrotalhämatom (extrapelvines Hämatom) (Abbildung 3).
Hintere (supradiaphragmale) Harnröhrenverletzungen entstehen am häufigsten durch Beckenringfrakturen (z.B. Malgaigne-Frakturen) und perforierende Knochen-Fragmente. Bei der rektalen Palpation ist, bei totalem Abriss der Harnröhre, eine Dislokation (Verschieblichkeit) der Prostata festzustellen. Durch die anatomische Begrenzung des Diaphragma urogenitale entwickelt sich ein intrapelvines Hämatom (Abbildung 4).
Den zusammenfassenden Ablauf der Diagnostik bei Verdacht auf Harnröhren- bzw. Harnblasenverletzungen zeigt der Algorithmus (Abbildung 5) Literatur:Gomez, R.G., Ceballos, L., Coburn, M., Corriere, J. N., Dixon, C. H. M., Lobel, B., McAninch, J.: "Consensus on genitourinary trauma", BJU Int. 2004, 94: 27-32.
Die vorderen Harnröhrenstrikturen sind oft von einem typischen Hämatom des äußeren Genitale gekennzeichnet. Die Abbildung zeigt das Urethrogramm einer subdiaphragmalen Harnröhrenruptur (Abbildung 8b).
Bei den hinteren Harnröhrenverletzungen findet sich typischerweise eine kontrastmittel-Extravasation im Bereich des Beckenbodens (Abbildung 8a).
Eine Verletzung der Harnröhre im membranösen Teil zeigt die Abbildung (Abbildung 7 und Abbildung 1).
Nicht immer ist es möglich, aufgrund des retrograden Urethrogrammbefundes zwischen einer kompletten oder inkompletten Harnröhrenruptur zu unterscheiden. Bei intakter Harnröhre bzw. erkennbar geringer Verletzung erfolgt die Einlage eines Harnröhrenkatheters bzw. einer suprapubischen Zystostomie (s. Abbildung 4). Das Zystogramm gibt Auskunft über evtl. Mitverletzungen der Harnblase bzw. des Harnblasenhalses.